Krypta, Grossmünster Zürich, 2019
Krypta, Solo Show, Grossmünster Zürich, 2019
Kuratiert von Thomas Gamma
'Im Dorf Kalini zum Beispiel wurde die Lenin-Strasse einfach in Lennon-Strasse umbenannt.‘ Aleida Assmann, Formen des Vergessens. Göttingen 2016, S. 105.
Die Krypta, geweiht im Jahr 1107, ist der älteste Raum des Grossmünsters, ja der älteste öffentlich zugängliche Raum der Stadt Zürich. Das Wegfallen der liturgischen Funktion, die zahlreichen Umnutzungen und langen Perioden des Vergessens, der Vernachlässigung formten die Krypta zu einem einzigartigen Resonanzraum der Geschichte.
Lena Amuat & Zoë Meyer erforschen diesen Raum, indem sie Archäologie mit künstlerischen Mitteln betreiben (oder umgekehrt). Mit zwei architektonischen Setzungen in der Form von Holzwänden – eine ultramarin gestrichen und eine in Zusammenarbeit mit Jürg Lehnis Sprayroboter Hektor mit mittelalterlichen Steinmetzzeichen versehen – und mehreren Spiegelwürfeln wird die Krypta sowohl subtil unterteilt als auch erweitert. In dieser Szenerie lässt sich eine Auswahl von Fotografien entdecken, die auf den Streifzügen des Künstlerduos durch der Öffentlichkeit verborgene Orte im Grossmünster wie beispielsweise das Lapidarium im Glockenturm oder das Sigristenbüro entstanden sind.
Die an eine geflickte Wand gelehnten oder am Boden liegenden Stäbe verweisen darauf, dass vieles eine Frage der Relation und des Blickwinkels ist: alt oder neu, ganz oder fragmentiert, heil oder versehrt, kollektiv oder individuell, erinnert oder vergessen. (Thomas Gamma)
Kult und Kommunikation
Grossmünster Zürich